Change Management in internationalen Kontexten
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Projektentwicklung, Projektberatung und Projektmanagement
... seit 2005 engagieren wir uns verstärkt in der Projektentwicklung, Projektberatung und Projektbegleitung in internationalen Kontexten.

Vom Lernen und Leben - Unterschiede erkennen, akzeptieren und nutzen
Impressionen aus der Projektentwicklung und Entwicklungszusammenarbeit

Erfahrungen aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel Afghanistan (Bildungswesen)
Ausgangssituation:
Erste Erfahrungen haben wir im Sommer 2005 in der Arbeit mit Schulleitern/-innen und den jeweiligen Stellvertretern/-innen aus Kabul und den Nordprovinzen sammeln können. Das Vorgehen basiert auf unserem Capacity Development Konzept. Als wirksam und erfolgreich erwies sich die Berücksichtigung nachfolgender Dimensionen, die wesentlichen Einfluss auf die Effektivität, Effizienz und Nachhaltigkeit von Veränderungsprojekten haben. Die konsequente Beachtung systemischer Beratungsansätze, die Erkenntnisse der GLOBE-Studie und des Modells der GTZ „Capacity WORKS zur Steuerung komplexer Vorhaben“ können für die Planung, Prozessgestaltung, Implementierung und Evaluation komplexer Veränderungsprozesse als wesentliche Erfolgsfaktoren (vgl. Frey u.a.) identifiziert werden.
    
Diese Dimensionen unterstützen die Planung, Prozessgestaltung, Implementierung und Evaluation (siehe auch die Abb. Evaluationsmatrix) komplexer Projekte. Die Dimensionen sind:
- die Entwicklung der Humanressourcen bzw. Personalentwicklung
- die Entwicklung der Leistungsfähigkeit von Organisationen
- die Förderung der Kooperation zwischen Organisationen und der Netzwerkentwicklung
- die Schaffung von entwicklungsorientierten institutionellen Rahmenbedingungen
Nach einer Analyse- und Planungsphase (siehe Planning Workshop Kabul 30./31.01.2006 „Ministry of Education German Technical Co-operation Basic Education Program - BEP) begann im Februar 2006 (4 Tage) in Kabul ein Kick-off-Meeting und ein Grundlagenworkshop für Teilnehmer aus dem mittleren und oberen Management des MoE, DoE und den TTC. Das Ziel war zunächst, in drei Modulen den Teilnehmern Grundlagen des Change Managements zu vermitteln und den Praxistransfer ausgewählter Inhalte in die eigene Organisation zu ermöglichen.
Am Ende des Seminars gab es für die Teilnehmer einen Projektauftrag: Analyse der Situation in der eigenen Organisation und Identifizierung von Entwicklungsschwerpunkten. Im August 2006 startete das “Program for the qualification of an expert pool of management trainers and advisors” mit insgesamt 17 Teilnehmern.
   
Das Qualifizierungsprogramm hat drei wesentliche Ziele verfolgt:
- Die Befähigung der Teilnehmer mit dem Fokus Managementkompetenzen (Individual capacity)
- Practise transfer - Einleiten von Veränderungen in der eigenen Organisation (Organizational capacity)
- Applicability of the contents in future workshops organised by the participants - Multiplikatorenfunktion (Train the trainer – Kurse Change Management in nachgeordneten Einrichtungen)
Teilnehmer:
17 Teilnehmer aus dem mittleren und oberen Management des MoE, DoE und TTC.
Ergebnisse:
Modul 1 (August 2006)
Leistung: Die Grundlagen des Change Managements und das GTZ Konzept des Capacity Developments wurden vermittelt.
Nutzen: Die Teilnehmer konnten bereits nach dem Grundlagenworkshop erste Anwendungen und Erfahrungen in der eigenen Organisation präsentieren. Die Präsentation der Projektaufgabe bzw. Anwendung von Analyse- und Planungsinstrumenten fand in der eigenen Organisation vor den Mitarbeitern im MoE, Schulamt und Alphabetisierungsdepartment statt.
An einer konkreten Entwicklungsaufgabe „neue Organisationsstruktur im TTC Kabul“ haben wir vor Ort mit der gesamten Teilnehmergruppe an dieser konkreten Praxisherausforderung gearbeitet, Handlungsalternativen diskutiert und erste Schritte für die Umsetzung festgelegt.
Auftrag an die Gruppe:
- Fortschreibung der Projekte bzw. Analyse neuer Entwicklungsschwerpunkte
- Planung der notwendigen Strategie und Maßnahmen, Organigramm, Meilensteine
Modul 2 (September 2006)
Leistung: Change Management - Strategien der Veränderung
Phasen eines Veränderungsprozesses: Analyseverfahren, Planungsinstrumente, Nutzen und Anwendung
Die Teilnehmer arbeiten im Seminar an den Entwicklungsschwerpunkten Ihrer Organisation.
Teilnehmer präsentieren Projektergebnisse aus der eigenen Organisation:
- Anwendung von Analyseverfahren
- Anwendung von Planungsinstrumenten
- Organigramm, Jahresplanung
Auftrag an die Teilnehmer: Fortschreibung der Projekte und Vermittlung der Erkenntnisse für andere.
    
Modul 3 ( November 2006)
Leistung: Modul Train the Trainer (siehe Programm)
- Erwerb von Moderations- und Trainingsqualifikationen
- Planung eines Trainings
- Trainingsmethoden
- Evaluation von Trainingsmaßnahmen
- Teilnehmer 15 (2 neue Teilnehmer)
Nutzen:
- Planung eigener Trainingsprogramme zum Thema Change Management
- 11 von 15 Teilnehmern sind in der Lage bzw. haben sich bereit erklärt, in Tandems eigene Trainings zum Thema Change Management in nachgeordneten Einrichtungen durchzuführen
- Übermittlung der Inhalte in der eigenen Organisation
Aufträge an die Teilnehmer:
- regionale Lerngruppen bilden
- Planung eines Trainings
- Auswahl der Zielgruppe, des Themas und der Ziele des Trainings
- Erarbeitung eines Trainingsprogramms
- Vorbereitung für die Umsetzung im März 2007
Ergebnisse März 2007
(siehe Evaluationsmatrix):
11 der Teilnehmer beginnen selbst als Trainer, Moderatoren und Multiplikatoren des „Change Managements“ in der eigenen Organisation und in nachgeordneten Einrichtungen vom Ministerium bis in die Schulen. Ein wesentliches Ziel, auch entlegene Provinzen zu erreichen, konnte damit in den ersten Ansätzen erreicht werden.
    
Übersicht Evaluationsmatrix
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Leistungen |
Nutzen |
Wirkung |
Personal-
entwicklung
(HR) |
Management Training
Train the Trainer
Projektberatung |
Entwicklung der individuellen Leistungsfähigkeit
Managementkompetenzen, Führungsverhalten (Skills Development)
Planungsfähigkeit
Mitarbeiterführung, Einbeziehung und Beteiligung |
Einbeziehung der Stellvertreter in Steuerungs- prozesse
Inhalte von HR werden in der eigenen Organisation vermittelt
Inhalte der Module Change Management sind Bestandteil der Vorlesung u. Seminare an der Uni, Tln. führen eigene Workshops und Trainings Change Management in der eigenen Organisation
Tln. sind Prozessbegleiter (Mentoring) in Kabul und Nordprovinzen im neuen TTC-Projekt für Administratoren |
Organisations-
entwicklung
(OD) |
Change Management
Visionen, Ziele, Strategien
Aufbau- und Ablauforganisation
Strukturen, Prozesse
Steuerung und Planung
Nutzen und erschließen von Ressourcen |
Analyse der Strukturen und Prozesse
Erarbeitung einer dokumentierten Organisationsstruktur (Organigramm)
Planung und Steuerung (Jahresplanung, Monatsplanung) |
Mit Organisationsstrukturen und Jahresplanungen wird gearbeitet.
Organigramme sind dokumentiert (Schulamt, TTC Kabul, MoE)
Neue Leitungsstrukturen
Konferenztechnik
Installierung von Unterstützungs- und Fortbildungsstrukturen
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Netzwerk |
Initiierung von Lerngruppen und Netz-
Werken
Mitarbeiterbeteiligung
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Aufbau von Lerngruppen
Gemeinsame Entwicklung von Trainings- programmen Change Management in anderen Regionen oder nachgeordneten Einrichtungen |
Tln. führen in Tandems Workshops und Trainings durch
Begleiten, Beraten und Evaluieren die Umsetzung des neuen TTC-Programms für Administratoren |
System |
Systemverständnis entwickeln,
Kontext- und Rahmenbedingungen aktiv einbeziehen, Öffentlichkeitsarbeit
Kommunen einbeziehen, Allianzen bilden
Systempflege (Governeure u.a.) |
Kontext-, Risiko- und Kraftfeldanalyse ist Bestandteil der Projektplanung z.B. im Alphabetisierungsprogramm (Öffentlichkeitsarbeit, Fernsehen, Video) |
Personen aus verschiedenen Organisationen und Hierarchieebenen des afghanischen Bildungssystem arbeiten gemeinsam an Themen des Change Managements
2 Regionalgruppen (Kabul + Nordprovinzen) |
Workbook Change Management

Buchbestellungen "Change Management in internationalen Kontexten" sind über Dr. Martin Creutzburg möglich.
Unsere Change Management Erfahrungen und Erkenntnisse in internationalen Kontexten haben wir in einem Workbook Change Management im Auftrag der GTZ für den Bereich der Bildung in Afghanistan zusammengefasst. Der von uns qualifizierte Expertenpool aus unterschiedlichen Hierarchiestufen und Bereichen des Bildungswesens (Ministerium, Schulämter, Lehrerausbildung, TTC, Universität und Schulen) aus Kabul und den Nordprovinzen nutzt dieses Arbeitsbesuch als Basis für die inzwischen selbst von den Teilnehmern des Expertenpools durchzuführenden Workshops und Trainings in Afghanistan.
Diese Erfahrungen und den Fundus an Change Management Instrumenten haben wir aufgegriffen und für alljene Führungskräfte, Projektmanager, Berater und Trainer überarbeitet, die Change-Prozesse in internationalen Kontexten steuern und begleiten.
Neben einer theoretischen und methodischen Einführung in das Thema Veränderungsmanagement, werden die Erfolgsfaktoren der Veränderung in einem sehr praktischen Werkstattteil mit Verfahren und Instrumenten des Change Managements handhabbar erläutert (siehe nachfolgende Abb. Instrumente des Change Managements).

Differenzierung vor Integration
Die konsequente Berücksichtigung der individuellen, Kultur vergleichenden und Kultur spezifischen Perspektive haben sich für uns als wesentliche erfolgskritische Prozesse bei der Steuerung und Begleitung von Veränderungsprozessen herausgestellt. Change-Prozesse steuern und begleiten wird im wesentlichen von den Kontextfaktoren, und von kulturellen- und gesellschaftlichen Strukturen geprägt.
Führung und Partizipation in Veränderungsprozessen hat sich an den regional gelebten und für meist als effektiv erachteten Führungs- und organisationalen Praktiken zu orientieren und in das Capacity Development Konzept zu integrieren (siehe auch GLOBE-Studie). In der Entwicklungszusammenarbeit haben wir die funktionalen Gründe für die Partizipation in Veränderungsprozessen (neben den ideologischen) in den Vordergrund gestellt und am Selbstverständnis in der veränderten Führungsrolle gearbeitet. Wesentlich für den Erfolg war auch, mit den Betroffenen an der Befähigung und Beherrschung der Methoden und Instrumente der Partizipation zu arbeiten.
    
Jedes Veränderungsprojekt ist ein Eingriff in bestehende Machtverhältnisse und Interessenlagen. In unserem Capacity Development Projekt in Afghanistan war es für den Erfolg wesentlich sich an den bestehenden kulturellen Werten und lokalem Wissen zu orientieren und von da aus den funktionalen Aspekt, die Wirkung von Entscheidung und Partizipation zu thematisieren und Führungskonsequenzen daraus abzuleiten.
Ein systemisches, teilnehmer- und prozessorientiertes Vorgehen führt zum behutsamen bewusst machen, überdenken und neudenken und beinhaltet die Arbeit an drei Wirkungsebenen (Wertorientierung, Strategieorientierung und Handlungsorientierung) zugleich. Wesentlich für den Erfolg war deshalb auch, mit den Teilnehmern an der Befähigung und Beherrschung der Methoden und Instrumente der Partizipation zu arbeiten, d.h. auch ein anwenderfreundliches und alltagstaugliches Handwerkszeug bereitzustellen, dass situations-, ziel- und kulturbezogen einsetzbar ist.
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